ETF! Diesem Begriff begegnest Du immer häufiger, wenn es um effektive Vermögensanlage geht.
Doch was genau ist ein ETF?
Wann und zu welchem Zweck können ETF sinnvoll sein?
Und: Worauf musst Du unbedingt achten, wenn Du in ETF investierst?
Die wichtigsten Antworten auf diese Fragen gebe ich Dir in diesem Beitrag.
Was genau ist ein ETF?
Die Abkürzung ETF steht für Exchange Traded Fund. Auf deutsch: Börsengehandelter Fonds.
Die Bedeutung der Bezeichnung „börsengehandelt“ solltest Du nicht unterschätzen. Denn: Einen ETF kannst Du während des gesamten Tages an der Börse an- und verkaufen. Damit unterscheidet sich ein ETF wesentlich von den Investmentfonds, für die, es lediglich einen Preis pro Tag gibt.
Inzwischen gibt es zwar zahlreiche ETFs, die sehr spezielle Themen abbilden. Beispiel: Wasserstoff, Fintech, etc. Trotzdem bezieht sich die große Mehrheit der ETFs auf gängige Marktindizes. Beispiel: DAX für deutsche Aktien, oder S&P 500 für US Aktien.
Grundsätzlich erscheint es sinnvoll, für den langfristigen Vermögensaufbau jene ETF zu bevorzugen, die große Länder und Regionen abbilden. Dafür spricht schon allein, dass diese in sich thematisch viel breiter aufgestellt sind, als ETF auf einzelne eng definierte Begriffe.
Doch: Was ist ein ETF und wie funktioniert er?
Ein ETF hat die Aufgabe, Dir die Wertentwicklung des zugrunde liegenden Index zu liefern. Nicht mehr, aber auch nicht weniger! Das solltest Du als großen Vorteil sehen. Schließlich entscheidest Du Dich beispielsweise für ein ETF auf S&P 500 bewusst. Das Auf und Ab dieses Index ist also Teil Deiner Investitionsentscheidung.
Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, beinhaltet der ETF typischerweise sämtliche Bestandteile des abzubildenden Index in praktisch exakt gleicher Höhe wie im Index. Der ETF ermöglicht es Dir also auch mit kleinen Investitionsbeträgen den gesamten Index zu erwerben. Etwas, was Du durch den Erwerb der einzelnen Aktien schon mangels Kapital kaum umsetzen kannst.
Stelle es Dir so vor: Der Anbieter des ETF kauft den Index in seiner exakten Zusammenstellung. Die diversen Einzeltitel befinden sich in einem gemeinsamen Korb. Das ist der ETF. Du wiederum erwirbst einen Anteil an diesem Korb. Kaufst Du beispielsweise 1% dieses ETF, so gehört Dir auch ein 1% jeder einzelnen Position in diesem Korb.
Damit kannst Du auch mit sehr kleinen Beträgen Indizes nachbilden, die tausende Aktien beinhalten. Beispiel: Aktien Welt.
Durch diese Eigenschaft erleichtern Dir ETFs eine zentrale Anforderung für langfristig erfolgreiche Vermögensanlage ungemein: Diversifikation, d.h. Streuung Deiner Investments.
Beachte: Die meisten ETFs erwerben zwar tatsächlich die entsprechenden Aktien und werden deshalb im Fachjargon als „physisch replizierend“ bezeichnet. Es gibt aber auch ETFs die die Wertentwicklung des entsprechenden Index durch derivative Instrumente darstellen. Ohne auf die Einzelheiten einzugehen, musst Du wissen, dass diese zusätzliche Risiken mit sich bringen.
Wann und wofür können ETFs sinnvoll sein?
Erfolgreiche Vermögensanlage kann ohne sinnvolle Streuung der Investments nur zufällig funktionieren. Andererseits verfügen die meisten von uns nur über limitierte Anlagesummen. Das gilt erst recht dann, wenn wir mit dem Vermögensaufbau beginnen.
Gerade in frühen Phasen unseres Vermögensaufbaus kommt es darauf an, unkontrollierte Verluste zu vermeiden, auch um möglichst stark vom Zinseszinseffekt zu profitieren.
Damit stehen wir vor einem Problem: wir müssen breit streuen, um einzelne Risiken zu beschränken. Uns fehlen aber die Mittel, um zig oder gar hunderte Einzelaktien zu erwerben.
Genau für dieses Problem liefern uns ETFs eine sinnvolle Lösung!
Und doch: Auch wenn wir über größere Summen verfügen können, stellt die Vermögensanlage für die meisten von uns nicht die Haupttätigkeit dar. Wir haben schlicht nicht die Zeit und das Wissen, um uns mit einer Vielzahl von Einzelunternehmen im nötigen Detail zu beschäftigen.
Das bedeutet: Unabhängig vom Vermögen brauchen wir Instrumente, die es uns bei vertretbaren Zeitaufwand ermöglichen, unser Vermögen sinnvoll und ertragreich zu strukturieren.
Eben das ermöglichen uns ETFs!
Unabhängig von diesen Aspekten stellen ETFs aber auch unter Kostengesichtspunkten eine sinnvolle Alternative zu aktiv gemanagten Fonds dar. Während beispielsweise sogenannte aktiv gemanagte Aktienfonds eine jährliche Managementfee von 1-2% berechnen, sind vergleichbare ETFs zu einem Bruchteil dieser Kosten zu erwerben.
Ein Unterschied in der jährliche Kostenbelastung von 1% und mehr summiert sich bei einem Anlagezeitraum von mehreren Jahrzehnten ganz erheblich. Ob sich diese Zusatzkosten lohnen, kann häufig hinterfragt werden. Im Zweifel sind ETF die bessere Alternative.
Worauf musst Du beim Investieren unbedingt achten?
ETF sind für die meisten von uns eine sinnvolle und leicht zugängliche Investitionsmöglichkeit.
Bei der Auswahl und dem Erwerb von ETF solltest Du jedoch auf folgende Punkte achten:
1. „Physisch replizierend“ oder „Swap-basiert“?
Ein Swap ist die Vereinbarung eines Tauschgeschäftes zwischen dem ETF- Anbieter und, meist, einer Investmentbank. Diese Vereinbarung bringt für Dich zusätzliche Risiken mit sich, wenn einer der Parteien in Zahlungsschwierigkeiten gerät. Diese Problem existiert beim physisch replizierenden nicht, weil die für Dein ETF erworbenen Aktien als „Sondervermögen“ vom Vermögen des Anbieters getrennt sind.
2. „Thesaurierend“ oder „ausschüttend“?
Ein ausschüttender ETF zahlt in regelmäßigen Abständen Erträge wie zum Beispiel Zinsen und Dividenden an Dich aus. Ein thesaurierender ETF tut dies nicht, sondern reinvestiert diese. Mit dem thesaurierenden Fonds wirkt der Zinseszinseffekt automatisch für Dich. Beim ausschüttenden nur, wenn Du die Erträge selbst wieder anlegst.
Beachte: Da der ETF an der Börse gehandelt ist, gibt es eine, wenn auch kleine Differenz zwischen An- und Verkaufspreis. Beim Erwerb zahlst Du den Verkaufspreis. Damit stellt diese Differenz einen zusätzlichen Kostenpunkt dar.
3. Ist „Wertpapierleihe“ erlaubt?
Ist dies der Fall, dann darf der ETF einzelne Vermögenswerte gegen eine sogenannte Leihegebühr an andere Marktteilnehmer verleihen. Dafür gibt es auf Seiten des Leihenehmers verschiedene Gründe. Für Dich ist wichtig zu beachten, dass durch diese Art von Geschäft im ETF eine weitere Risikoquelle existiert: Was passiert, wenn der Leihenehmer die geliehen Vermögenswerte nicht zum vereinbarten Zeitpunkt zurückgeben oder die Leihegebühr nicht zahlen kann?
4. „Vollständig replizierend“ oder „optimiert“?
Bei den replizierenden ETFs gibt es unterschiedliche Ausprägungen. Zum Teil handelt es sich um sogenannte optimierte ETF. Dabei werden nicht alle Indexbestandteile erworben. Vielmehr sind eine kleinere Anzahl von Einzelpositionen enthalten. Diese werden auf Basis mathematisch- statistischer Verfahren zusammengestellt, so dass sie die Indexentwicklung möglichst exakt wiedergeben. Risiko: Die Verfahren können sich als unzureichend erweisen.
5. Wie groß ist der ETF?
Größe allein ist zwar kein Qualitätsmerkmal, aber gerade bei diesem Produkt ein wichtiger Gesichtspunkt.
Ist ein ETF zu klein, kann er mindestens zwei Problemen begegnen.
Zum einen kann ihm die exakte Nachbildung des Index wegen des kleinen Volumens schwer fallen.
Zum anderen kann die Investorenstruktur ein Problem darstellen. Sind wenige Investoren mit jeweils großen Anteilen in einem relativ kleinen ETF investiert, kann dies ein Problem sein. Verkauft einer dieser Investoren seine Anteile, kann das unter 1. beschriebene Problem noch verstärkt werden (Klumpenrisiko!)
6. Gibt es besondere steuerliche Aspekte?
Du solltest die steuerliche Behandlung Deines ETF nicht unbeachtet lassen.
Im Allgemeinen sind die für uns als Privatanleger in Frage kommenden ETF zum öffentlichen Vertrieb in Deutschland zugelassen. Damit ist auch deren steuerliche Behandlung eindeutig geregelt.
Nichtsdestotrotz gibt es beispielsweise unterschiedliche steuerliche Effekte bei in- und ausländischen Zins- und Dividendeneinnahmen etc.
Sofern die steuerliche Behandlung für Dich von besonderer Relevanz ist, empfiehlt es sich wie immer, fachkundige Beratung bei Deinem Steuerberater einzuholen.
Fazit
ETFs bieten uns vielfältige Möglichkeiten, kostengünstigen und effizienten Vermögensaufbau zu betreiben. Mit ihnen können wir zugleich ein Höchstmaß an Streuung erzielen. Beachten wir die oben genannten Punkte, können wir auch mit ETF ein ausgesprochen individuelles Portfolio aufbauen, welches unsere persönlichen Präferenzen widerspiegelt und uns zugleich langfristige Wachstumschancen eröffnet.
Bildquelle: „ETF Keyboard (Electronically Traded Funds)“ by investmentzen is licensed under CC BY-NC 2.0, „Trading floor at Chicago Stock Exchange“ by tziralis is licensed under CC BY 2.0, „Engagement Ring Luxury Tax Monopoly“ by Philip Taylor PT is licensed under CC BY 2.0, „Risk Tournament“ by derekGavey is licensed under CC BY 2.0