„Know the power of women in leadership. SHE makes a difference.“ Fearless Girl
Die Statue „Fearless Girl“ vor der Börse in New York, geschaffen von Kristen Visbal, ist mehr als ein Symbol. Sie ist ein Statement. Eins, für das es höchste Zeit wurde. „Fearless Girl“ ist eine inspirierende Botschaft für die Gleichberechtigung der Frau.
Und trotzdem scheint der Weg noch weit zu sein, bis sich die Position der Frau in unserer Gesellschaft wirklich ändert.
Warum ist das so?
Auch wenn die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau politisch zunehmend häufiger thematisiert wird gilt: Allen politischen Lippenbekenntnissen zum Trotz finden wir noch immer viel zu wenige gesellschafts- und bildungspolitische Fortschritte hin zu einer echten Gleichberechtigung.
Nach wie vor wachsen wir in Deutschland mit traditionellen Rollenbildern auf, denn mit Familiengründung gehen viele Frauen in Elternzeit und arbeiten danach häufig in Teilzeit. Der Mann ist der Hauptverdiener.
Kinder werden vom Rollenbild des Elternhauses geprägt. So wird auch oftmals vorgelebt, dass Geldangelegenheiten Männersache sind. Doch fehlende ökonomische Kenntnisse erschweren Frauen den Start in ein selbstbestimmtes Leben.
Finanzielle Bildung beginnt im Klassenzimmer
Die Grundsteine für ökonomische Bildung sollten in der Schule gelegt werden.
Die Realität sieht jedoch anders aus: In den meisten Lehrplänen der Schulen fehlt die Ausrichtung auf ökonomische Kompetenzen völlig.
Dies aber könnte gerechte Startbedingungen schaffen, damit Frauen wie Männer mit Wirtschaftsfragen und letztlich auch mit Themen zu ihrer Altersvorsorge vertraut sind. So wird frühzeitig ein konstruktives Geldbewusstsein geschaffen.
„Finanzbildung ist der Schlüssel zum Verständnis unserer Welt, für die Teilhabe an Wirtschaft und Gesellschaft. Und sie ist auch der Schlüssel für die berufliche Existenz.“
Bankenpräsident Christian Sewing
Es ist also wichtig, Mädchen schon in der Schule früh für Wirtschaftsthemen zu begeistern.
Doch erfolgreiche Erfinderinnen, Forscherinnen, Gründerinnen und Managerinnen spielen in deutschen Schulbüchern kaum eine Rolle.
Frauen in Führungspositionen werden als Vorbilder kaum präsentiert.
Kein Wunder also, dass Frauen nur selten die obersten Hierarchieebenen in Unternehmen erklimmen, oder noch seltener das Wagnis einer Unternehmensgründung eingehen.
Die gravierenden Folgen von alledem im realen Leben sind, dass Frauen
- häufig schlechter bezahlte Berufe wählen als Männer,
- auch bei gleicher Tätigkeit häufig eine geringere Bezahlung erhalten als Männer (Gender Pay Gap)
- sich vor Gehaltsverhandlungen scheuen,
- Berufsunterbrechungen durch Kindererziehung (Motherhood Lifetime Penalty) oder durch Pflege von Angehörigen hinnehmen und deshalb
- auch häufig Teilzeittätigkeiten ausüben.
Diese Faktoren zeigen sich im sogenannten Gender Lifetime Earnings Gap, d.h. im geschlechterspezifischen Unterschied des Lebenserwerbseinkommens.
Die Abbildung zeigt die erwarteten durchschnittlichen Bruttolebenserwerbseinkommen für Frauen in der Bundesrepublik Deutschland in Preisen von 2015. Quelle: Bönke, Harnack und Wetter 2019, entnommen aus der Bertelsmann Studie „Frauen gehen eigene Wege“, S. 55
Das Licht unter dem Scheffel
Diverse Studien haben gezeigt, dass Frauen über weniger Finanzkompetenz verfügen als Männer.
Bislang wurde jedoch angenommen, dass diese Diskrepanz nur auf einen Mangel an Finanzwissen zurückzuführen ist.
Inzwischen konnte aber das GFLEC (Global Financial Literacy Excellence Center) mit einer Studie zeigen, dass hierbei auch das geringere Selbstvertrauen der Frauen eine wichtige Rolle spielt.
So ist rund ein Drittel des geschlechtsspezifischen Unterschieds in der Finanzkompetenz dem mangelnden Selbstvertrauen der Frauen bei Geldfragen zuzuschreiben.
Mit anderen Worten, Frauen haben nach wie vor zwar eine geringere Finanzkompetenz als Männer, aber sie wissen mehr, als sie glauben zu wissen:
Frauen neigen dazu, auf Fragen zum Finanzwissen überproportional häufig mit „weiß nicht/nicht wissen“ zu antworten. Aber wenn diese Antwortmöglichkeit nicht verfügbar ist, wählen sie häufiger die richtige Antwort.
Diese Selbstzweifel sind Frauen anscheinend eigen und halten sie sogar davon ab, den nächsten Schritt hin zum Erfolg zu wagen – was auch für Geldangelegenheiten gilt.
Wenn wir unsere Wissenslücken schließen, stärken wir unser Selbstvertrauen in die eigene Finanzkompetenz. Egal welcher Berufsweg letztendlich gewählt wird, so sind Frauen für ihre finanzielle Unabhängigkeit gewappnet.
Zwischenfazit
Noch immer sind wir geprägt von traditionellen Rollenbildern, haben Zweifel an unserer eigenen Kompetenz und trauen uns deshalb zu wenig zu. Auch in Geldfragen!
Die Auswirkungen sind tiefgreifend.
„Insbesondere im Zusammenhang mit langfristigen Finanzentscheidungen wie Investitionen, Rentensparplänen, privatem Sparen und Vermögensbildung kann ein geringeres Maß an Vertrauen für Frauen nachteilig sein“, so die Schlussfolgerung der oben genannten Studie des GFLEC. „Und der Effekt kann noch verstärkt werden, weil Frauen im Durchschnitt eine wesentlich längere Lebenserwartung haben als Männer.“
Es liegt jedoch auch an uns Frauen selbst, denn Finanzangelegenheiten sind für Frauen einfach keine Herzensangelegenheit:
Wenn Frauen ermutigt werden, die Regeln für ihr eigenes Leben selbst aufzustellen, stärkt das ihr Selbstvertrauen.
Zusätzlich ausgestattet mit ökonomischen Kenntnissen können Frauen in ihrer Rolle als Verbraucherin, Arbeitnehmerin, Unternehmerin und Investorin eigene wirtschaftliche Entscheidungen verantwortungsbewußt und mit Urteilsvermögen treffen.
Du bist Dein bester Verbündeter
„Wir müssen die Dinge, die in unserer Macht stehen, möglichst gut einrichten, alles andere aber so nehmen, wie es kommt.“ Epiktet (55-135)
Wir haben die Macht!
Es liegt an uns, unsere finanzielle Unabhängigkeit zu gestalten. Schließlich geht es um nicht weniger als die eigene finanzielle Zukunft.
Börse ein Männerthema? DIE Börse ist weiblich!
Typisch männlich oder typisch weiblich: unsere Interessen und Verhaltensweisen werden durch unsere Erziehung und Rollenbilder geprägt. Als Glaubenssätze in uns manifestiert, bestimmen sie unser Handeln. Unsere Glaubenssätze entscheiden auch darüber, ob und wie wir unsere Ziele erreichen.
Warum Frauen sich scheuen, sich mit Geldthemen auseinanderzusetzen, liegt also häufig an ihnen selbst.
Es sind limitierende Glaubenssätze wie „Ich kann das nicht“, „Über Geld spricht man nicht“, „Geld verdirbt den Charakter“, die uns im Wege stehen.
Fast immer sind es letztlich Ängste, die uns von entscheidenden Veränderungen abhalten.
Die Ängste gilt es zu überwinden, unterbewusste Zwänge und Handlungen zu stoppen, Glaubenssätze neu zu formulieren! Denn entscheidend für Erfolg ist das richtige Mindset. Vor allem bei uns Frauen, wenn es um Geld geht.
Unser Gehirn ist in ständiger Veränderung. Neues Wissen und Erfahrungen halten es in Bewegung. Mit positiver Einstellung zu neuen Erfahrungen sind wir motiviert, Leistung zu erbringen und eine Aufgabe zu verfolgen.
Die eigene Inspiration und Freude am Tun ist für nachhaltiges Interesse von entscheidender Bedeutung.
„Wissen, das unter Zwang erlangt wird, erhält keinen Halt im Verstand.“ – Platon
Eine ausreichende Basis an Finanzwissen lässt sich schon mit relativ wenig Zeitaufwand aufbauen. Bedingung: Es braucht Initiative aus eigenem Interesse.
Wozu bin ich in der Lage?
Was traue ich mir selbst zu?
Wo will ich finanziell hin und was muss ich heute sparen, um „am Ende“ in meinem Rentenalter auch vernünftig leben zu können?
Frauen müssen individuell vorsorgen und sich aktiv in die Gestaltung ihres Familien- und Berufslebens einbringen.
Finanzielle Bildung sollte dabei oberste Priorität haben. Uns selbst zu bilden, befähigt uns, unsere eigenen Entscheidungen zu treffen und unser Leben so zu leben, wie wir es wollen.
Fearless and free.
Bildquelle: „Fearless Girl At The New York Stock Exchange 2018“ by Anthony Quintano is licensed under CC BY 2.0, „Mindfullness Meditation Woman Happy Space – Credit to https://homethods.com/“ by homethods is licensed under CC BY 2.0, „Wingwalking trio – Team Guinot, RIAT 2009“ by o palsson is licensed under CC BY 2.0, „A Class Room as it was back then.“ by Michel Filion is licensed under CC BY 2.0, hinzugefügt wurde der goldene Rahmen mit Logo